Therapeutisches Reiten in Essen

Das therapeutische Reiten mit seinen unterschiedlichen Schwerpunkten deckt eine große Bandbreite pädagogischer, psychologischer, psychotherapeutischer, sozial-integrativer und der Rehabilitation dienlicher Ziele ab, die über das Medium Pferd umgesetzt werden können.

Kinder, Jugendliche oder Erwachsene mit körperlichen, seelischen und sozialen Entwicklungsverzögerungen können diese Angebote wahrnehmen. Ziel heilpädagogischer Förderung mit dem Pferd ist, über die Verbesserung motorischer, kognitiver, seelischer und sozialer Fähigkeiten dem Einzelnen zu einem besseren Selbstwert und größerer Eigenständigkeit in der Bewältigung seiner Lebens- und Alltagssituation zu verhelfen.

Die konzeptionellen Schwerpunkte liegen dabei zunächst in der gezielten Förderung von Motorik und Wahrnehmung, der Beziehungsgestaltung zum Pferd, zum Pädagogen sowie anderer Gruppenteilnehmer. Es ist Aufgabe des Pädagogen, sowohl für die gesamte Gruppe als auch individuell für jeden Einzelnen hierfür geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, diesen Prozess zu begleiten und zu unterstützen.

Therapeutisches Reiten wird in folgende Angebote unterteilt:

 

  • A .Heilpädagogisches Reiten
  • Heilpädagogisches Voltigieren
  • Hippotherapie

 

Das Deutsche Kuratorium für therapeutisches Reiten (DKThR) verlieh dem Carolinenhof die Zertifizierung für diese Therapiebereiche. Der Carolinenhof ist seitdem der einzige Hof im weiten Umkreis mit dieser umfassenden Auszeichnung.

Heilpädagogisches Reiten auf dem Carolinenhof in Essen

Bei der Heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd steht nicht die sportliche Ausbildung, sondern die individuelle Förderung durch das Pferd im Vordergrund. Diese Reittherapie versteht die kindliche Entwicklung als Einheit von Bewegen, Erleben, Denken, Fühlen und Handeln. Je nach Fähigkeit der Reiter wird die Therapie als heilpädagogisches Voltigieren mit Bodenarbeit, heilpädagogisches Reiten oder heilpädagogische Förderung in geführten Formen durchgeführt. Zu den Zielsetzungen gehört eine günstige Beeinflussung der Persönlichkeitsentwicklung, der Motorik sowie von Kognition und Sprache. Das Bewegen (bewegt werden) auf dem Pferderücken und die Gestaltung der Beziehung zum Therapiepferd sowie zum Pädagogen unterstützen den Reiter in der Auseinandersetzung mit seinen individuellen Schwierigkeiten. Durch das Einbeziehen des Pferdes und anderer Reiter in die eigenen Aktivitäten wird die Kooperationsbereitschaft geweckt und gefördert.

Die Reiter können aufgrund positiver Erfahrungen ihr Selbstwertgefühl stärken und eine angemessene Selbsteinschätzung erlernen. Die positiven Lernerfahrungen im Bereich des sozialen Verhaltens werden nicht nur durch das Pferd und den Pädagogen, sondern auch durch mögliche Gruppenmitglieder ermöglicht. Der angemessene Umgang mit Emotionen (zum Beispiel Wut, Ärger, Trauer, Freude) hebt die Toleranzschwelle für eigene Leistungsschwächen, so dass Ängste abgebaut und Vertrauen aufgebaut werden können.

Darüber hinaus erweitern die Reiter ihre Handlungskompetenz. Sie erkennen Zusammenhänge, ihre Konzentrationsintensität und -dauer erhöht sich, ihre Sprachentwicklung wird gefördert. Die Übungen verbessern die koordinativen Fähigkeiten sowie die motorischen Basiskompetenzen Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Gelenkigkeit und Schnelligkeit. Neben der Harmonisierung von Körper- und Handmotorik trägt die Heilpädagogische Förderung mit dem Pferd sowohl zur Regulation der Muskelspannung, als auch zum Schärfen der Wahrnehmungssensibilität bei.

Heilpädagogisches Voltigieren auf dem Carolinenhof in Essen

Das heilpädagogische Voltigieren gehört zu den besonderen Möglichkeiten, die der Umgang mit dem Pferd eröffnet. Beim Voltigieren werden Kinder und Jugendliche ab Grundschulalter spielerisch an das Pferd herangeführt. Hierfür sind keinerlei Pferde- oder Reiterfahrungen von Nöten. Gemeinsam in der Gruppe wird das Pferd für das Voltigieren vorbereitet, zum Beispiel putzen, aufzäumen, etc. Während der Einheiten werden klassische Voltigierübungen auf dem Pferd geturnt sowie Spiele um und auf dem Pferd durchgeführt.

Das Pferd wird longiert und geführt sowie in allen drei Grundgangarten (Schritt, Trapp, Galopp) bewegt. Dabei werden auch Materialien, wie z.B. Ball, Tuch, kleines Trampolin, etc. verwendet. Nach dem Voltigieren wird das Pferd versorgt und in die Herde zurückgebracht. Sowohl beim Heilpädagogischen Reiten als auch beim Heilpädagogischen Voltigieren geht es um den Erwerb sozialer, individueller und motorischer Kompetenzen.

 

Soziale Kompetenzen

Selbstwertstärkung, Entwicklung von Kommunikationsfähigkeit, Entwicklung von gewaltfreien Konfliktlösungsmöglichkeiten, Erlernen von Einstellung auf den Anderen, Entwicklung von Empathie, Abbau von Aggression, Abbau von Antipathien, Hilfen zur Gründung von Freundschaften, Einübung von Arbeiten im Team.

Individuelle Kompetenzen

Erhaltung bzw. Ausbau von Motivation, Aufbau von Vertrauen, Abbau von Ängsten, Erlernen richtiger Selbsteinschätzung, Aufbau von Selbstwertgefühl, Erhöhung der Konzentrationsdauer und –Intensität, Training der Sensomotorik und der sensorischen Integration

Motorische Kompetenzen

Erwerb einer physiologischen Körperhaltung, Gleichgewichtsschulung, Regulierung des Muskeltonus, Verbesserung des Körperschemas

 

Hippotherapie auf dem Carolinenhof in Essen

Der Begriff der Hippotherapie leitet sich von den griechischen Wörtern „Pferd“ (hippos) und „Behandlung“ (therapeia) ab. Die Hippotherapie ist eine physiotherapeutische Einzelbehandlung auf neurophysiologischer Grundlage mit und auf dem Pferd. Sie stellt für motorisch beeinträchtigte Menschen eine wertvolle Ergänzung zu anderen neurophysiologischen / krankengymnastischen Behandlungen dar.

Die Bewegungsimpulse des Pferdes übertragen sich auf den Reiter und bewirken ein gezieltes Training der Haltung, des Gleichgewichts und der Muskulatur. Durch die Hippotherapie können vor allem neurologische Krankheitsbilder, wie zum Beispiel Spastik und Multiple Sklerose, günstig beeinflusst werden. Schlaffe Muskulatur spannt sich an und spastische, also zu stark gespannte Muskulatur gibt nach. Die Hippotherapie wird grundsätzlich ärztlich verordnet und von einer Physiotherapeutin mit Zusatzausbildung in der Hippotherapie im Rahmen einer Einzelbehandlung durchgeführt. Das Pferd wird vorwiegend am Langzügel geführt.

Die Therapie findet in der Gangart Schritt statt, da sich in dieser Bewegungsform die neurophysiologisch wirksamen Elemente voll entfalten können, deren Basis die verwandten Bewegungsmuster von Mensch und Pferd sind. Über den Pferderücken werden beruhigend, schaukelnd, dreidimensionale Schwingungen auf den Patienten übertragen, die auch beim normalen Gehen im Rumpf auftreten. Die dabei entstehenden Impulse ermöglichen ein gezieltes Training der Haltungs-, Gleichgewichts- und Stützreaktionen sowie eine Regulierung des Muskeltonus.

Besonders geeignet ist die Behandlung bei Schädigungen oder Funktionsstörungen des Zentral¬nervensystems und des Stütz- und Bewegungsapparates. Hippotherapie knüpft an frühe Bewegungserfahrungen an und ist somit auch eine ideale Vorübung zum Laufen.

Reiten als Sport für Menschen mit Beeinträchtigung

Für  Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung bietet das Reiten ein sportliches Übungsfeld, innerhalb dessen sie ungehinderte Bewegungsfreiheit auf vier Pferdebeinen erleben können. Hier geht es um den sportlichen Inhalt, nicht um therapeutische Ziele.

Im Rahmen dieses Breitensports wird Reiten zum Hobby und ermöglicht die Entstehung neuer Sozialkontakte bei gleichzeitiger Minderung der beeinträchtigungsbedingten Bewegungseinschränkung.

Therapiepferde auf dem Carolinenhof in Essen

Alle auf dem Carolinenhof eingesetzten Pferde sind sorgfältig und mit fachkundiger Hilfe ausge­sucht. Vor dem Einsatz in Therapien erhalten sie eine intensive Ausbildung. Ihre tägliche Arbeitszeit ist auf maximal zwei Stunden begrenzt; so bleiben sie motiviert und sensibel genug, sich auf die verschiedensten Reiter einstellen zu können. Sie leben in einer Herde in einem großzügigen artgerechten Laufstall und haben dort ausreichend Auslauf und Platz zum ‚Austoben in der Freizeit‘.

Ihr Futter können sie über computergesteuerte Futterstationen selbständig erreichen. Bei schlechtem Wetter können sie sich in zwei großen Hallen unterstellen. Für die notwendige Gelassenheit und Gesunderhaltung dienen regelmäßiges Training und Übungen.